
Dreieinhalb Stunden zuvor begann der Tag in der City, als
uns die U-Bahn am Kröpcke ausspuckte. Wir – meine liebe Ehefrau und ich – waren
unterwegs zum Platz der Weltausstellung, als gerade die schnellsten aller
schnellen Läufer vorbeikamen. Sie hatten etwas mehr als 2 Stunden für an dieser
Stelle rund 41 km in den Beinen und rannten vorbei, wie ich es wohl schon auf
einem einzigen Kilometer niemals machen werde. Die Geschwindigkeit ist vollkommen
anders als sie im TV erscheint. 20km/h sind es im Schnitt, und das über 42 km?
Unglaublich.
Für uns ist das nichts, bei mir spricht bekanntlich meine
Gesundheit dagegen. Die 10 Kilometer, die es heute gemeinsam für uns sein
sollen, sind mehr als ausreichend, und jedem der darüber müde lächelt, fehlt
der nötige Respekt. Wir verbrachten die rund 90 Minuten bis zum Anpfiff…
äh..Start….damit, uns das Drumherum anzuschauen. Gegen 12:45 Uhr versammelten wir uns im Startbereich
und mussten uns dort hinten einreihen. Die Startzone ist etwa dreihundert Meter
lang und in vier Zeitzonen eingeteilt: Vorne laufen diejenigen, die bei der
Anmeldung eine Zielzeit von unter 40 Minuten angegeben haben, hinten der „Rest“
mit einer Zeit über 60 Minuten bzw. ohne Zeitmeldung, dazwischen gibt es noch
zwei weitere Gruppen (40-50 sowie 50-60 Minuten).

Entgegen der allermeisten Mitläufer/innen und auch meiner
sonstigen Gewohnheit hatte ich mich bewusst gegen Musikberieselung via
Kopfhöhrer entschieden. Ich wollte den Lauf bewusst wahrnehmen einschließlich
aller Dinge neben der Strecke. Es war erstaunlich: Bereits am Waterlooplatz
waren keine Zuschauer mehr, so dass sich eine gespenstische, totale Stille
breit machte. Da laufen mehrere tausend Menschen auf zu diesem Zeitpunkt noch
engem Raum zusammen, und man hört praktisch nichts. Lediglich die Schuhe geben
ein x-faches, leises Geräusch beim Aufkommen auf den Asphalt ab, daraus
entwickelt sich aber höchstens ein kaum wahrnehmbares Grundrauschen. Wo waren
meine Kopfhörer und die Musik?
Der Lauf selbst lässt sich wie folgt zusammenfassen: Nicht
zu schnell angehen, das hatte ich mir fest vorgenommen, und daher ertrug ich
auch meinen Brustgurt zur Frequenzmessung, da ich mich unbedingt am Puls orientieren
wollte (und musste). Während meine Frau auf den ersten zwei Kilometer wie eine
Gazelle im Taurin- und Speed-Rausch davon zog hielt ich meine Linie durch und
lief mich langsam ein. Nach etwa vier Kilometer, beim ersten Verpflegungsstand,
ging es mir gut. Die Hitze war nervig, das Wasser dafür kalt und trinkbar. Ein
Becher in den Mund, der zweite über Arme und Hände, es war mehr als nötig. Kurz
danach überholte ich meine liebe Frau, sie sah jetzt nicht mehr ganz so
gazellenartig aus. Am besten erging es mir zwischen Kilometer 4 und 7, das hat
richtig Spaß gemacht und während ich zu Beginn des Rennens vielfach überholt
wurde, konterte ich nunmehr ein ums andere Mal. Es geht doch nichts über ein
gleichmäßiges Rennen, gerade bei einer Hitze wie am Sonntag.
Rund um Kilometer 8 gab es noch ein zweifaches Anfeuern: An
der Gilde-Brauerei warteten unsere Kinder samt Oma auf uns, es blieb Zeit für
ein Küsschen an die Töchter. Und an der Geibelstraße standen Friederike und
Cord, wobei letztgenannter am Tag davor seinen ganz persönlichen Kick des
Jahres hatte. Cord war beim „Strongman“-Wettbewerb am Nürburgring am Start:
23,8 km Laufen mit 30 Hindernissen der extremen Art, der totale Wahnsinn. Von
rund 10.000 Startern wurde Cord 2.760ster mit einer Zeit von 3:18 Stunden. Großartig! Kein Wunder, dass
Cord daher sein „Heimspiel“ in Hannover ausließ.
Das Ziel war kurz danach erreicht, die Uhr stoppte bei 1:07:30 Stunden. Die (wenigen)
Leser/innen meines Blogs wissen ja, dass die Zeit für mich keine große Relevanz
hat, das einzige Ziel besteht bekanntlich darin, den Zehner irgendwann einmal
in weniger als einer Stunde zu schaffen. Mein Ziel für Sonntag war ein
Kilometer-Schnitt von unter 7 Minuten, damit also eine Zielzeit von unter 1:10 Stunden. Das hat geklappt, ich
bin nicht Letzter geworden, alles prima also!
Mein größter Wunsch ist jetzt, einfach mal mehrere Monate am
Stück gesund zu sein, um langanhaltend und durchgehend trainieren zu können.
Denn ohne Training geht nichts, egal ob auf 42 oder 10 Kilometern.
Eine tolle Leistung, Frank, bei Deiner gesundheitlichen Vorgeschichte. Viele Grüße CARLA
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