Montag, 6. Mai 2013

Sonntag, 05.05.2013: Lauftag in Hannover


Es war etwa 14:30 Uhr, da  türmten sich Berge voll Müll in der Verpflegungszone nach dem Ziel auf. Tausende von Plastikbechern vereinten sich mit weggeworfenen Essensresten und Melonenschalen zu einer klebrigen Melange. 200 Meter lang ein einzige Müllhalde, wo es sonst 364 Tage lang sauber ist. Es ist der total normale Wahnsinn bei einer Laufveranstaltung mit fast 16.000 Teilnehmern/innen.

Dreieinhalb Stunden zuvor begann der Tag in der City, als uns die U-Bahn am Kröpcke ausspuckte. Wir – meine liebe Ehefrau und ich – waren unterwegs zum Platz der Weltausstellung, als gerade die schnellsten aller schnellen Läufer vorbeikamen. Sie hatten etwas mehr als 2 Stunden für an dieser Stelle rund 41 km in den Beinen und rannten vorbei, wie ich es wohl schon auf einem einzigen Kilometer niemals machen werde. Die Geschwindigkeit ist vollkommen anders als sie im TV erscheint. 20km/h sind es im Schnitt, und das über 42 km? Unglaublich.

Für uns ist das nichts, bei mir spricht bekanntlich meine Gesundheit dagegen. Die 10 Kilometer, die es heute gemeinsam für uns sein sollen, sind mehr als ausreichend, und jedem der darüber müde lächelt, fehlt der nötige Respekt. Wir verbrachten die rund 90 Minuten bis zum Anpfiff… äh..Start….damit, uns das Drumherum anzuschauen. Gegen 12:45 Uhr versammelten wir uns im Startbereich und mussten uns dort hinten einreihen. Die Startzone ist etwa dreihundert Meter lang und in vier Zeitzonen eingeteilt: Vorne laufen diejenigen, die bei der Anmeldung eine Zielzeit von unter 40 Minuten angegeben haben, hinten der „Rest“ mit einer Zeit über 60 Minuten bzw. ohne Zeitmeldung, dazwischen gibt es noch zwei weitere Gruppen (40-50 sowie 50-60 Minuten).

Um 13:00 Uhr, zur schönsten Mittagssonne und –hitze ging es los, wobei das „Gehen“ in den ersten drei Minuten wörtlich zu nehmen ist. Solange dauerte es etwa, bis sich der Tross richtig in Bewegung setzte, und es war tatsächlich so, dass fast der gesamte Weg zur Startmarke im gemählichen Schritttempo zurückgelegt wurde. Aber als es dort über die Zeitmess-Matte ging, war es vorbei mit der Langsamkeit und es konnte gelaufen werden. Endlich.

Entgegen der allermeisten Mitläufer/innen und auch meiner sonstigen Gewohnheit hatte ich mich bewusst gegen Musikberieselung via Kopfhöhrer entschieden. Ich wollte den Lauf bewusst wahrnehmen einschließlich aller Dinge neben der Strecke. Es war erstaunlich: Bereits am Waterlooplatz waren keine Zuschauer mehr, so dass sich eine gespenstische, totale Stille breit machte. Da laufen mehrere tausend Menschen auf zu diesem Zeitpunkt noch engem Raum zusammen, und man hört praktisch nichts. Lediglich die Schuhe geben ein x-faches, leises Geräusch beim Aufkommen auf den Asphalt ab, daraus entwickelt sich aber höchstens ein kaum wahrnehmbares Grundrauschen. Wo waren meine Kopfhörer und die Musik?

Der Lauf selbst lässt sich wie folgt zusammenfassen: Nicht zu schnell angehen, das hatte ich mir fest vorgenommen, und daher ertrug ich auch meinen Brustgurt zur Frequenzmessung, da ich mich unbedingt am Puls orientieren wollte (und musste). Während meine Frau auf den ersten zwei Kilometer wie eine Gazelle im Taurin- und Speed-Rausch davon zog hielt ich meine Linie durch und lief mich langsam ein. Nach etwa vier Kilometer, beim ersten Verpflegungsstand, ging es mir gut. Die Hitze war nervig, das Wasser dafür kalt und trinkbar. Ein Becher in den Mund, der zweite über Arme und Hände, es war mehr als nötig. Kurz danach überholte ich meine liebe Frau, sie sah jetzt nicht mehr ganz so gazellenartig aus. Am besten erging es mir zwischen Kilometer 4 und 7, das hat richtig Spaß gemacht und während ich zu Beginn des Rennens vielfach überholt wurde, konterte ich nunmehr ein ums andere Mal. Es geht doch nichts über ein gleichmäßiges Rennen, gerade bei einer Hitze wie am Sonntag.

Rund um Kilometer 8 gab es noch ein zweifaches Anfeuern: An der Gilde-Brauerei warteten unsere Kinder samt Oma auf uns, es blieb Zeit für ein Küsschen an die Töchter. Und an der Geibelstraße standen Friederike und Cord, wobei letztgenannter am Tag davor seinen ganz persönlichen Kick des Jahres hatte. Cord war beim „Strongman“-Wettbewerb am Nürburgring am Start: 23,8 km Laufen mit 30 Hindernissen der extremen Art, der totale Wahnsinn. Von rund 10.000 Startern wurde Cord 2.760ster mit einer Zeit von 3:18 Stunden. Großartig! Kein Wunder, dass Cord daher sein „Heimspiel“ in Hannover ausließ.

Das Ziel war kurz danach erreicht, die Uhr stoppte bei 1:07:30 Stunden. Die (wenigen) Leser/innen meines Blogs wissen ja, dass die Zeit für mich keine große Relevanz hat, das einzige Ziel besteht bekanntlich darin, den Zehner irgendwann einmal in weniger als einer Stunde zu schaffen. Mein Ziel für Sonntag war ein Kilometer-Schnitt von unter 7 Minuten, damit also eine Zielzeit von unter 1:10 Stunden. Das hat geklappt, ich bin nicht Letzter geworden, alles prima also!

Mein größter Wunsch ist jetzt, einfach mal mehrere Monate am Stück gesund zu sein, um langanhaltend und durchgehend trainieren zu können. Denn ohne Training geht nichts, egal ob auf 42 oder 10 Kilometern.


1 Kommentar:

  1. Eine tolle Leistung, Frank, bei Deiner gesundheitlichen Vorgeschichte. Viele Grüße CARLA

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