Samstag, 14. März 2015

Essay: Was uns antreibt

Morgens, 05:30 Uhr, irgendwann im Januar: Während die meisten anderen Menschen sich noch mindestens einmal im Bett umdrehen, stehe ich auf dem Gehweg und laufe los. Es sind etwa -3 Grad, die dünnen Funktionsklamotten halten nur mühsam die Kälte ab, es dauert meistens 2-3 Kilometer, bis der innere Motor auf Betriebstemperatur gekommen ist und genügend Wärme produziert. In der Dunkelheit Hannovers lässt sich in Momenten wie diesen ganz hervorragend die Frage stellen: Was mache ich hier eigentlich?

Nun, niemand zwingt mich dazu, es ist vollkommen freiwillig. Und es dient nur einem Zweck: ein Ziel zu erreichen. Mein Ziel heißt derzeit, am 19.04.2015 meinen ersten Halbmarathon in Hannover zu laufen. Um dieses Ziel zu packen, gibt es einen Trainingsplan, den ich gerne befolgen möchte. Und wenn es dazu nötig ist, auch mal morgens noch weit vor Sonnenaufgang zu trainieren, dann ist das eben so. Punkt.

Worum es sich letztlich immer dreht, ist die Frage der Motivation. Was motiviert uns, was treibt uns an? Diese Frage ist universal gültig, beruflich wie privat, die Antwort erstaunlicherweise auch. Wer kennt nicht Menschen, die gerne sagen, man müsse sie doch bitte schön motivieren, gerade im Arbeitsleben ist diese Haltung oft anzutreffen und ist üblicherweise an Führungskräfte gerichtet. Diese Haltung ist fatal, sie ist grundlegend falsch und letztlich im Berufsleben eine Triebfeder, solchen Mitarbeitern im Zweifel neue Herausforderungen vorzuschlagen - weit weg vom jetzigen Arbeitgeber.

Denn letztlich gibt es keine wie auch immer geartete externe Motivation. Die Motivation kann und muss ausschließlich aus einem selbst kommen, man bezeichnet dieses auch gerne als intrinsische Motivation. Nur wer aus sich selbst heraus willens ist, etwas bestimmtes zu tun, wird dieses auch mit voller Hingabe machen - also auch um 05:30 Uhr im Winter ein Lauftraining absolvieren. Motivation benötigt immer einen Partner, ein Pendant, da Motivation ja kein Selbstzweck ist. Vielmehr ist sie der Motor für das Ziel, das es zu erreichen gilt. Selbiges sollte von einer Sinnhaftigkeit geprägt sein, denn nur dann entsteht genau das, was eben gerade nicht extern gesteuert werden kann, auch und gerade nicht mit monetären Anreizsystemen: die Lust am Tun. Jeder Mensch benötigt einen Sinn in seiner Arbeit und seinem Leben. Dabei geht es gar nicht um Glaubensfragen oder fragwürdige Esoterik, nein, schon die kleinsten Dinge sollten einen Sinn ergeben, damit sie überhaupt getan werden, bestenfalls sogar gerne. Die weit verbreitete Meinung vor allem im Berufsleben, dass finanzielle Anreizsysteme Bestleistung produzieren, mag kurzfristig funktionieren. Aber jedes Bonussystem verliert irgendwann seine Wirkung. Und dann? Noch mehr Bonus? Noch eine Gehaltssteigerung? Wo ist das Ende, wenn es nur nach solchen externen Faktoren geht? Nein, das alles hat nichts mit Motivation zu tun, sondern vielmehr handelt es sich um Manipulation.

Ganz erstaunlich ist übrigens auch, dass Motivation ebenso retrospektiv erfolgen kann. Die Zielerreichung als solche, das Ergebnis und das Resultat der eigenen Aktivitäten erzeugen (unter der Annahme positiver Resultate) ein Wohlfühlgefühl, je nach Ausprägung auch Stolz. Hieraus entsteht eine Wechselwirkung zur Motivation für die nachfolgende Aufgabe. Man weiß, etwas Bestimmtes geschafft zu haben und projiziert dieses Glücksgefühl automatisch auf die neue Herausforderung. Hieraus kann bestenfalls, und genau das ist wünschenswert, ein Kreislauf werden, aus dem Motivation quasi von selbst gedeiht. Es gibt doch letztlich nicht schöneres als Erfolge, vollkommen egal, wie man den Erfolg für sich selbst definiert hat. Daher sei es noch einmal klar gesagt: Dieses gilt im beruflichen wie gleichermaßen privaten Umfeld.

Ok, der wahre Grund für das alles hier!
Externe Motivation ist ein Irrglaube, der letztlich mittel- und langfristig niemals zu guten Leistungen führen kann, da die innere, eigene Überzeugung fehlt. Nur die Eigenmotivation lässt einen auch Dinge machen, die vielleicht mal keinen Spaß machen (Übrigens noch so ein Irrglaube, dass berufstätige Menschen den Anspruch formulieren, Arbeit müsse doch bitte schön Spaß machen - das aber wäre einen eigenen Text wert). Um 05:30 Uhr zu laufen macht überhaupt keinen Spaß. Ich erkenne es aber als Notwenigkeit zur Zielerreichung an, ich erkenne die Sinnhaftigkeit an und mithin bin ich genügend motiviert, dieser Tätigkeit nachzugehen. Ohne Eigenantrieb würde ich das ganz gewiss nicht machen.

Und das ist alles? Ja. Aber es ist unendlich viel, wenn das Prinzip verstanden und aktiv gelebt wird. Ohne Ziele geht es nicht, wir alle haben Ziele in ganz unterschiedlichen Ausprägungen, üblicherweise sogar jeden Tag. Ziele sind die Basis für Aktivitäten, und das "Schmiermittel" zur Durchführung der Aktivitäten ist die Motivation, die zwingend erforderlich ist, Ziele auch zu erreichen. Die Fokussierung auf das Ergebnis steht im Vordergrund, und der Weg dorthin kann auch mal holprig oder mit Hindernissen übersät sein. Auch hier hilft die eigene Motivation weiter, Hindernisse zu überstehen oder wie beim Laufen auch mal den inneren Schweinehund zu überwinden.

Was also treibt uns an? Wir selbst sind es. Nur wir und niemand anders.

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